Streuen mit Licht und Teilchen

Streuexperimente gehören zu den wichtigsten Methoden der grundlegenden Physik. Das Prinzip ist immer ähnlich: Eine zu untersuchende Probe wird klar definiert bestrahlt und die Verteilung der durchtretenden Strahlung in Raum und Energie wird aufgenommen und ausgewertet. Hier möchte ich auf die unterschiedlichen Strahlungen eingehen, die bei Streuexperimenten zum Einsatz kommen. Wann verwenden wir Röntgenstrahlung, wann Elektronen und warum verwenden wir manchmal Neutronen?

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Abrupte Klimaschwankungen seit 2000 Jahren

Innerhalb der letzten zwei Jahrtausende sind verschiedene abrupte Klimaschwankungen nachweisbar. Der fortwährende Wandel des Klimas verzeichnete allein fünf große Klimaepochen und zahlreiche kleinere, die anhand von Klimadiagrammen nachvollzogen werden können:

– Klimaoptimum während der Römerzeit (200 v.Chr. – 400 n.Chr.),
– Klimaverschlechterung zur Zeit der germanischen Völkerwanderungen (400 – 800),
– Mittelalterliches Klimaoptimum (800 – 1300),
– allgemeine Klimaverschlechterung im 14. Jh. mit Kleiner Eiszeit (1450 – 1850),
– zeitgenössisches Klimaoptimum (seit 1850).

Die zugrundeliegenden Prozesse für das Auftreten und die Amplitude der Schwankungen sind umstritten, da als Ursache nicht die menschengemachte CO2-Emission in Frage kommt. Doch aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Sonnenaktivität ist nun eine Lösung in Sicht.

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Wege zur Physikalischen Erkenntnis

Diese erweiterte Neuauflage des Buchs „Wege zur physikalischen Erkenntnis“ enthält neben der wissenschaftlichen Selbstbiographie folgende Vorträge:

Die Einheit des physikalischen Weltbildes.
Die Stellung der neueren Physik zur mechanischen Naturanschauung.
Neue Bahnen der physikalischen Erkenntnis.
Dynamische und statistische Gesetzmäßigkeit.
Das Prinzip der kleinsten Wirkung.
Verhältnis der Theorien zueinander.
Das Wesen des Lichts.
Die Entstehung und weitere Entwicklung der Quantentheorie.
Kausalgesetz und Willensfreiheit.
Vom Relativen zum Absoluten.
Physikalische Gesetzlichkeit.
Das Weltbild der neuen Physik.
Positivismus und reale Außenwelt.
Wissenschaft und Glaube.
Die Kausalität in der Natur.
Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen.
Die Physik im Kampf um die Weltanschauung.
Vom Wesen der Willensfreiheit.
Religion und Naturwissenschaft.
Determinismus oder Indeterminismus.
Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft.
Scheinprobleme der Wissenschaft.
Wissenschaftliche Selbstbiographie.

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Aus Streuung lernen wir einiges über die Probe. Ich habe in meinem Artikel zur Fouriertransformation schon ausgeführt, dass Abbildungen, die wir mit den Augen sehen, letztlich nichts anderes als Streuexperimente sind. Objekte Reflektieren das Licht der Deckenlampe oder des Himmels nicht gleichmäßig. Sie streuen es kohärent in Richtungen, die die Formen und Farben der Objekte kodieren. Die Linse des Auges führt die Lichtstrahlung dann kohärent so zusammen, dass auf der Netzhaut ein Bild einer bestimmten Ebene der Realität entsteht.

Am European XFEL werden wir Röntgenstrahlung für Beugungsexperimente benutzen und dabei bildgebende Experimente, Kristallographie und auch Spektroskopie betreiben. Im Unterschied zur optischen Wahrnehmung mit Licht, wird es aber keine Linsen geben, die das Bild direkt auf dem Detektor rekonstruiert. Der Detektor wird direkt das Streubild aufnehmen und Computer werden das reale Bild rekonstruieren. Die Wellenlänge unseres Röntgenlasers liegt im Bereich von Atomabständen, so dass einzelne Atome aufgelöst werden können.

Röntgenstrahlung funktioniert wie Licht: Sie trägt selbst keine Ladung und ist eine Welle eines elektrischen Feldes, das abwechselnd in die eine und andere Richtung zeigt. Während aber Licht so langsam die Richtung wechselt, dass die Atome mit seinen Wellen mitschwingen, ist Röntgenstrahlung eigentlich zu schnell für die Materie. Sie kann der Röntgenschwingung nicht folgen sondern reagiert verzögert und relativ schwach. Daher kommt es, dass Materie für Röntgenstrahlen beinahe transparent ist. Relativ dicke Schichten können durchleuchtet werden, aber man braucht große Objekte oder hohe Intensität.

Das ist bei Elektronen anders. Diese sind selbst geladen,und werden daher von den Elekronenwolken der Atome direkt abgelenkt. So entsteht starke Elektronenbeugung. Materie ist für Elektronen alles andere als Transparent und man braucht schon recht dünne Objekte, damit nicht alle Elektronen mehrfach wechselwirken oder gar nicht mehr durch kommen. Ich war Ende Mai zu Gast im Institut für Neurowissenschaft des CNR1 in Pisa. Dort betreiben sie ein umgebautes Elektronenmikroskop mit dem Elektronenbeugung an Kristallen durchgeführt werden kann, die so klein sind, dass man sie unter einem Mikroskop nicht erkennen kann. Der Nachweis, dass sich in der Probe überhaupt Kristalle befinden, ist nur durch die sehr intensive Beugung von Elektronen möglich.

Elektronen und Röntgenstrahlen haben eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie „sehen“ die Elektronenhülle. Um direkt die Atomkerne zu untersuchen, braucht es Strahlung, die die Elektronenwolken durchdringt. Strahlung die nicht geladen ist, wie die Elektronen, und auch nicht darauf angewiesen ist, elektrische Schwingungen anzuregen, wie Röntgenstrahlung.

Sie erraten es schon, ich kann nur Neutronen- oder Neutrinostrahlung meinen. Neutrinos sind toll. Sie wechselwirken nur über schwache Wechselwirkung, die Quarks und Elektronen betrifft. Ein Neutrinostrahl würde also sowohl an den Elektronen als auch an den Kernen streuen und interessante Bilder liefern. Leider macht die schwache Wechselwirkung ihrem Namen alle Ehre. Sie ist viel zu schwach, um mikroskopische Informationen aus ihr zu gewinnen. Bergmassive oder das innere der Erde kann man mit ihnen studieren, aber keine kleinen oder mittelgroßen Objekte.

Neutonen dagegen bestehen aus derselben Art von Materie wie die Atomkerne. Sie bestehen aus geladenen Quarks, aber ihre Nettoladung ist ausgeglichen. So sind sie elektrisch neutral und wechselwirken kaum mit den Elektronen in Materie. Neutronenstrahlung eignet sich damit gut dafür, die Positionen der Atomkerne selbst zu erkennen. Größere Objekte im Bereich von Zentimetern sind für Neutronenstrahlung transparent genug, um Streuung zu zeigen.

Neutronenstrahlung wird in Forschungsreaktoren erzeugt, Kernreaktoren, die nicht für Energiegewinnung sondern für die Produktion von Neutronen im richtigen Energiebereich optimiert werden. In Lund (Schweden) ist zur Zeit die European Spallation Source (ESS) in Bau. Dort werden Neutronen mit Hilfe eines Protonen-Beschleunigers erzeugt werden.

Streuexperimente finden mit Elektronen, Neutronen und Photonen statt. Unter uns Forschern, die wir solche Experimente machen, gibt es eine gewisse Konkurrenz. Wer macht es am besten? Doch letztlich kommt es auf die Probe an, welche Beugung geeignet ist. Die Elektronenschale sehen Elektronen und Photonen, die Kerne nur Neutronen. Elektronen eignen sich vor allem für sehr dünne Objekte, Neutronen und Photonen durchdringen Materie besser und richten letztlich im Untersuchungsobjekt geringere Schäden an.

Der Beitrag Streuen mit Licht und Teilchen erschien zuerst auf Quantenwelt.

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