Soziale Medien im Elfenbeinturm

Am Freitag war ich zu Gast bei einem Panel im Rahmen der Social Media Week in Hamburg. Die Veranstaltung hatte den Titel Adieu Elfenbeinturm! Wissenschaftler In Sozialen Netzwerken. Unter Leitung der NDR Moderatorin Melanie Stein diskutierten die Journalismus-Forscherin Wiebke Loosen, der Medienwissenschaftler Matthias Kohring, der Wissenschaftsjournalist Jakob Vicari und ich über die Wirkungen und Risiken Sozialer Medien für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dabei ist es uns meiner Beobachtung nach recht gut gelungen, das Themenfeld differenziert zu betrachten.

Einen Mitschnitt der Veranstaltung gibt es auch.

Das Thema dieser Veranstaltung passt gut zum heutigen Jubiläums meines Blogs. Am vorletzten 29. Februar habe ich meinen ersten Beitrag auf Scilogs geschrieben. Heute ist also der zweite Geburtstags des Blogs Quantenwelt. Es wird acht Jahre alt. Den ersten Geburtstag vor vier Jahren habe ich bereits benutzt um dieses Blog zu reflektieren. Solch eine Reflexion fand dieses Jahr etwas früher und im Rahmen einer Panel-Diskussion statt.

Die Fragestellung ist alt: Dürfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre Arbeit bloggen oder sie auf sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagram verbreiten? Sollen sie vielleicht sogar? Gibt es gar eine ethische Pflicht dies zu tun? Oder ist es eher schädlich?

Die ethische Pflicht haben wir wohl alle abgelehnt. Kohring bezeichnete sie als einen Unsinn. Die Wissenschaft benötigt als öffentlich finanzierte Veranstaltung selbstverständlich eine Legitimation, aber diese Erfolgt auf anderen Wegen. Ein Forschungsinstitut oder eine Universität muss rechtfertigen, wozu es die Forschungsmittel einsetzt. Aber das geschieht nicht täglich auf sozialen Medien, sondern durch Evaluierung in festgelegten Intervallen durch die Geldgeber. Die Wissenschaft lebt gerade davon, dass sie relativ frei Grundlagen erforschen kann, ohne sich ständig versichern zu müssen, wie groß das aktuelle Interesse der Öffentlichkeit ist.

Ach ja, Öffentlichkeit war auch ein Thema. Im Grunde ging es darum, ob es überhaupt eine Öffentlichkeit für Blogs, Tweets und Facebook-Postings über Wissenschaft gibt. Interessiert es die breite Öffentlichkeit, was ich als Wissenschaftler denke und was ich so mache? Begebe ich mich als bloggender Wissenschaftler in Konkurrenz zum Wissenschaftsjournalismus? Ich fürchte, dass ich dazu keine Antwort habe. Meine Website wird regelmäßig aufgerufen. Ich bekomme hin und wieder Kommentare zu meinen Blogartikeln. Meine Tweets werden gefavt und geteilt. Es gibt also offenbar ein Publikum für das, was ich im Netz schreibe. Aber wie groß dieses Publikum ist und ob ich eine breite Masse anspreche, kann ich nicht wissen. Das zu erforschen überlasse ich einfach der Medienwissenschaft.

(Mehr in: Quantenwelt)